Klimawandel

Deutschland zählt zu den Top Ten-Verursacherstaaten von Kohlenstoffdioxidemissionen. Wir tragen also einen erheblichen Anteil zum weltweiten Emissionsvolumen bei. Daraus ergibt sich nicht nur ein hohes Einsparpotenzial, sondern auch die Verantwortung für mehr Klimaschutz.

Zudem hat Deutschland in der EU und international einen großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft. Wir sind ein führender Forschungsstandort – auch im Bereich der erneuerbaren Energien. Dabei entstehen immer wieder Innovationen, die nicht nur der hiesigen Energiewende zugutekommen, sondern in die ganze Welt exportiert werden.

Indem deutsche Unternehmen zu Vorreitern für klimaneutrale Produkte und Geschäftsmodelle werden, kommt der Klimaschutz weltweit voran. Gleichzeitig erschließen wir uns neue Absatzmöglichkeiten, die für nachhaltiges Wachstum und zukunftsfeste Arbeitsplätze im eigenen Land sorgen. Es liegt also in unserem eigenen Interesse, die Messlatte bei der Energiewende hoch anzusetzen.

Bislang wird der Anstieg der Energiepreise in erster Linie durch eine deutliche Verteuerung fossiler Energieträger verursacht. Ein Hauptgrund dafür ist Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch bedingten Lieferengpässe bei Rohöl und Erdgas. Wahr ist aber auch, dass der klimaneutrale Umbau des deutschen Energiesystems umfangreiche Investitionen notwendig macht. Das führt ebenfalls zu höheren Kosten vor allem während der Übergangsphase auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung.

Langfristig wird die Energiewende jedoch dazu beitragen, die Energiepreise zu senken. Denn da Wind und Sonne kostenlos zur Verfügung stehen, erzeugen sie bereits heute den günstigsten Strom in unserem Netz. Zusätzlich sinken durch technische Fortschritte und die Erweiterung der globalen Produktionskapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien seit Jahren die Kosten für die Anlagen, was die Stromerzeugung zunehmend günstiger macht. Demgegenüber stehen Prognosen über anhaltend steigende Preise bei fossilen Brennstoffen und die immensen Kosten eines mehr oder weniger ungebremsten Klimawandels. Die weitere Umsetzung der Energiewende ist demnach in mehrfacher Hinsicht sinnvoll – nämlich sowohl für den Klimaschutz als auch für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung.

Photovoltaik

Tatsächlich kann es an Tagen mit vielen Sonnenstunden vorkommen, dass stellenweise Stromnetze überlastet werden, weil so viel Solarstrom produziert wird. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bundesweit erneuerbare Erzeugungsleistungen um insgesamt 5,4% aufgrund von Netzengpässen gedrosselt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Anlagen in Norddeutschland, von denen aus Strom zu uns in den Süden transportiert wird.

Deshalb ist es wichtig, dass der Ausbau der Photovoltaik auch in Süddeutschland und in unserer Region weiter vorankommt und gleichzeitig mit der Erweiterung und Ertüchtigung des Stromnetzes einhergeht. Das REW arbeitet dafür eng mit den Netzbetreibern zusammen, um alle Planungen und Projekte optimal abzustimmen. Zudem prüfen wir bei der Umsetzung von Projekten auch die zusätzliche Installation von Stromspeichern, weil sie Schwankungen bei der Stromproduktion auffangen und den durchgängig effizienten Betrieb von PV-Anlagen ermöglichen.

Photovoltaik und Windenergie ergänzen sich saisonal, also im Laufe eines Jahres gut: Wenn es im Herbst und Winter weniger Sonnenstunden gibt, sind dafür windreiche Tage umso häufiger. Um diesen Ausgleichseffekt für eine stabile Versorgung mit erneuerbaren Energien auszunutzen, ist es wichtig, Solar- und Windenergie parallel auszubauen.

An Tagen, an denen in Deutschland weder Sonne noch Wind Energie erzeugen, stellen Energieimporte aus Nachbarländern und vorgehaltene Reservekapazitäten die Energieversorgung sicher. Als Reserve werden zukünftig insbesondere Erzeugungskapazitäten auf der Grundlage von grünen Gasen vorgehalten. Diese können im klimaneutralen Stromsystem der Zukunft auch mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff betrieben werden.

Um den Verlust an landwirtschaftlicher Fläche auf ein Mindestmaß zu begrenzen, wollen wir primär schon versiegelte Flächen und Dächer für die Photovoltaik nutzen. Das allein wird aber nicht ausreichen, um die bayerischen und gesamtdeutschen Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb müssen wir Flächen auswählen, bei denen eine Nutzung für Freiflächen-PV landwirtschaftlich vertretbar ist, und gleichzeitig Möglichkeiten zur effizienten Mehrfachnutzung ins Auge fassen.

Insbesondere Agri-PV hat das Potenzial die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen in Einklang mit der Solarstromerzeugung zur bringen. Dabei können durch innovative Konzepte sogar Dürreschäden im Hochsommer systematisch abgeschwächt werden, um Ernteerträge auch unter sich ändernden klimatischen Bedingungen stabil zu halten. Zusätzlich schaffen gezielte Biodiversitätsmaßnahmen auf den Projektflächen wichtige Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten, die auf natürliche Weise sogar die Schädlingsbekämpfung unterstützen.

Speicher

Geplant sind zum aktuellen Zeitpunkt in erster Linie Batteriespeicher. Bei der Auslegung und im Betrieb der Speicher wird insbesondere deren Netzdienlichkeit im Fokus stehen. Zusätzlich soll mittel- bis langfristig überschüssig erzeugte Energie auch in Form von Wasserstoff gespeichert werden. Dieser kann dann entweder vor Ort saisonal gespeichert werden, direkt in der Region für Industrie und Gewerbe genutzt werden oder in das europäische Wasserstoffkernnetz eingeleitet werden. Als Standorte kommen insbesondere Flächen in der Nähe von Umspannwerken oder großen Erzeugungsanlagen in Betracht, aber auch industrienahe Standorte sind systematisch sinnvoll.

Perspektivisch werden in den nächsten Jahren vielfältige neuartige Speichermethoden für verschiedene Einsatzzwecke zur Marktreife gebracht werden, darunter Redox-Flow-Batterien, kleine Pumpspeicherwerke und Power-to-Gas bzw. Power-to-Liquid-Anwendungen. Das REW verfolgt aktiv die relevanten Entwicklungen in diesem Bereich, um langfristig die besten Lösungen für unsere regionale Versorgung zu finden.

Zutreffende Prognosen für die zukünftig benötigte Speicherkapazität zu treffen ist schwierig, da dies von einer Vielzahl von Aspekten abhängt. Zu nennen sind hier beispielsweise der fortschreitende Netzausbau, der Hochlauf der E-Mobilität, der weitere Ausbau von privaten Speichern sowie das Verhältnis zwischen den verschiedenen regenerativen Erzeugungsleistungen.

Sicher ist, dass wir einen systematischen Ausbau von (Groß-)Speichern in Deutschland brauchen, wenn wir die Klimaneutralität erreichen wollen. Das Fraunhofer-ISE geht beispielsweise von 104 benötigten Gigawattstunden im Jahr 2030 aus (Fraunhofer-ISE 2022). Zum Vergleich: Derzeit bestehen in Deutschland etwa 24 GWh Kapazität, hauptsächlich in Form von Pumpspeicherkraftwerken. Durch die technologische Marktreife zusammen mit entsprechenden rechtlichen Anpassungen wurde zuletzt aber eine Vielzahl von Speicherprojekten auf den Weg gebracht.

Windenergie

Die Ausweisung der Windvorranggebiete erfolgt durch den Regionalen Planungsverband (RPV) nach strengen Kriterien. So müssen beispielsweise bestimmte Mindestabstände zu Wohn- oder Naturschutzgebieten eingehalten werden. Deshalb kommen in unserer waldreichen Region kaum Flächen außerhalb von Wäldern für neue Windenergieanlagen infrage: Unter Berücksichtigung aller Kriterien liegen 96 Prozent der geeigneten Vorranggebiete in unserer Region in Waldflächen.

Dennoch spart eine Windenergieanlage pro Jahr deutlich mehr CO2 ein, als die Waldfläche, die für den Bau gerodet werden muss, jährlich aufnimmt: Für die Errichtung einer Windenergieanlage wird im Schnitt nicht mehr als 1 Hektar Fläche in Anspruch genommen. Eine solche Waldfläche nimmt rund 5,44 Tonnen CO2 pro Jahr auf (Thünen-Institut 2017). Dagegen vermeidet eine Windenergieanlage durch die eingesparte kohlenstoffintensive Erzeugung von z. B. Kohlestrom pro Jahr etwa 4.200 Tonnen CO2 (Umweltbundesamt 2021). In Summe sparen wir also jedes Jahr fast tausendmal mehr CO2 ein als der Wald auf der gerodeten Fläche in der gleichen Zeit aufnehmen könnte.

Hinzu kommt, dass alle Waldflächen, die nur für die Dauer des Baus temporär benötigt werden, nach der Fertigstellung wieder aufgeforstet werden. Außerdem müssen für alle gerodeten Waldflächen und sonstigen Umwelteingriffe an anderer Stelle Ersatzaufforstungen oder andere Ausgleichsmaßnahmen geleistet werden. Dies wird von den zuständigen Naturschutzbehörden sichergestellt.

Kriterienkatalog Windvorranggebiete

Fachkarte „Siedlung“

Die grundsätzliche Entscheidung, ob ein ausgewiesenes Windvorranggebiet beplant werden kann, treffen die Eigentümerinnen oder Eigentümer der entsprechenden Grundstücke. Schließen sie einen Nutzungsvertrag mit einem Projektierungsunternehmen, darf dieses die Fläche beplanen. Sind ausreichend Flächen gesichert und reicht der Projektentwickler einen Genehmigungsantrag für den Windpark ein, prüft die zuständige Genehmigungsbehörde das Vorhaben in einem formalen Verfahren auf Grundlage umfangreicher Gutachten. Sofern keine fachlichen Belange entgegenstehen, hat der Projektentwickler einen Anspruch auf Genehmigung.

Wärme

In Deutschland war der Wärmesektor 2021 für 56 Prozent des Endenergieverbrauchs und für 40 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich (Deutscher Bundestag 2023). Deshalb ist es wichtig, auch die Energie, die wir für die Wärmeerzeugung nutzen, aus klimaneutralen Quellen zu gewinnen: Ohne die Wärmewende ist Klimaneutralität nicht möglich.

Derzeit stammt ein Großteil dieser Energie jedoch noch aus fossilen Brennstoffen: Nur etwa 17 Prozent des Energiebedarfs für Wärme werden derzeit durch erneuerbare Energien abgedeckt. Bis 2030 sollen die Kommunen in Deutschland die benötigte Wärme schon zur Hälfte klimaneutral erzeugen. Es gibt also viel aufzuholen, allerdings stehen viele Kommunen bei ihrer Wärmeplanung noch am Anfang: Laut Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) der Deutschen Energie-Agentur haben über 80 Prozent der Kommunen ihre Planung noch nicht begonnen, während nur vier Prozent sie schon umsetzen. Auch bei uns am Untermain gibt es derzeit nur wenige Wärmenetze auf der Grundlage von erneuerbaren Energien. Das REW wird daher die Kommunen bei einer effizienten Umsetzung der Wärmewende in unserer Region systematisch zu unterstützen.

Der richtige Weg zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung lässt sich am besten vor Ort ermitteln. Das ist die zentrale Idee hinter der Wärmeplanung: Welche Gebiete wie mit Wärme versorgt werden können und wie dies klimaneutral gestaltet werden kann, soll in Deutschland jede planungsverantwortliche Stelle strategisch planen. Das ist in den meisten Fällen die jeweilige Kommune. Das Wärmeplanungsgesetz gibt dabei vor, dass Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern bis Mitte 2026 Wärmepläne vorlegen müssen, kleinere Kommunen bis Ende Juni 2028. Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern einen Anhaltspunkt für die Planung ihrer individuellen Wärmeversorgung zu geben und flächendeckend eine möglichst effiziente Wärmeversorgung zu gewährleisten.

Weiterführende Informationen zur Energiewende in Bayern finden Sie hier:

Themenseiten der LENK

Wissensplattform Windenergie

Energy-Charts (Fraunhofer ISE)